Samstag, 7. Mai 2011

Alles neu, macht der Mai!

Noch zwei Spiele. Die Bundesliga steht am Ende einer Aufsehen erregenden Saison, die uns womöglich in der turnierfreien Zeit in der Sommerpause noch in den verschiedensten Disziplinen beschäftigen wird. Sportwissenschatler werden versuchen zu ergründen, warum Dortmund mit außergewöhnlicher Fitness Meister geworden ist und Schalke nicht. Ökonomen werden sich nicht zu unrecht die Frage stellen, warum Schalke 04 trotz immenser Schulden den Krösus spielt und Werder Bremen trotz gesunder Finanzen die arme Kirchenmaus gibt. Wer sich mit den personellen Kapriolen beschäftigen wird, ist völlig offen. Von Soziologen bis Philosophen könnten eigentlich alle möglichen Wissenachftler Erkenntnisse aus dem Stühlerücken der vergangenen Monate ziehen. Und jetzt beginnt ja erst die heiße Transferphase.

Erinnern wir uns an die Zeiten, in denen nicht schon im April bei etwa sieben Bundesligisten Klarheit darüber herrschte, dass sie in der kommenden Saison einen neuen Trainer bekommen. In meinen Ohren klingen noch Sätze wie "Wir setzen uns nach dem letzten Spieltag zusammen und analysieren in Ruhe die vergangene Spielzeit", doch das Abwarten ist Geschichte. Wenn der Verein fürchten muss, dass die Planungen eh durchsickern, und die Indiskretion scheint eine gewisse Zwangsläufigkeit bekommen zu haben, dann kann er auch in die Offensive gehen und alles offenlegen: Trainer weg, Torwart weg, Platzwart geht nach Holland oder ähnliches.

Wenn also schon die Endphase der Saison, in der die Vereine sonst Nebengeräusche aller Art verhindern wollten, wie ein lebendiger marrokanischer Basar anmutet, dann kann uns vor der Sommerpause, in der weder EM noch WM anstehen, eigentlich nur Angst und Bange werden. Journalisten, Spieler und Berater werden wenig andere Beschäftigungen finden, als Gerüchte zu verbreiten oder diese durch die eine oder andere Äußerung zu befeuern. Meister dieses Ping Pong-Spiels mit dem Boulevard ist zum Beispiel Diego, den es wohl aus Wolfsburg wegzieht, und der bis zum 31. August Zeit hat, sich so interessant zu machen, dass tatsächlich noch einmal jemand 20 Mio. für ihn ausgibt. Arjen Robben könnte ein ähnlicher Fall werden. Von den Kollegen kritisiert, von anderen Vereinen (Milan?) gelockt, die Europa League noch im Bereich des Möglichen: die Zukunft des Holländers scheint zumindest offen. Vielleicht spekuliert er auch nur auf eine Gehaltserhöhung.

Neben dem üblichen Kasperle-Theater, das Typen wie Diego und Robben um ihre Person veranstalten werden, wird die Wechselflut der Trainer eine Welle von Spielerwechseln nach sich ziehen. Der HSV ist wild entschlossen, seinen Kader auszutauschen und dürfte ein angenehmer Verhandlungspartner werden. Tendenziell werden die Spieler die Hanseaten eher unter Wert verlassen und im Gegenzug werden die Neuzugänge wahrscheinlich etwas über Wert in den Volkspark wechseln. Selten hat der Vorsatz, Tabula Rasa zu machen, die eigene Verhandlungsposition gestärkt. Schalke wird ebenfalls einige Spieler auf den Markt werfen, Rangnick wird mit den Champions League- und Neuer-Millionen Wünsche äußern dürfen und einen Kader von 40 Mann kann sich auch der Krösus nicht leisten. Akuter Handlungsbedarf besteht zudem in Wolfsburg und Felix Magath ist ja nicht der Manager, der eine vorsichtige oder gar zurückhaltende Transferpolitik bevorzugt. Selbst die Absteiger werfen einige Qualität auf den Markt, egal ob es jetzt Frankfurt, Gladbach oder sogar Wolfsburg trifft. Stuttgart kann die Saison auch nicht einfach so abhaken und vielleicht holt Labbadia auch den einen oder anderen ehemaligen Schützling, den der HSV jetzt loswerden will (Guerrero?).

Wenn wir jetzt noch von einigen Wechseln ausgehen, die unmittelbar durch die Trainertäusche verursacht werden (Vidal, Toprak, Oczipka), dann ist das Durcheinander perfekt. Alte Kräfte wie Roque Santa Cruz sind im Gespräch, die Bundesliga, und das ist vielleicht das Neue, kocht ihr eigenes Süppchen. Der Fokus liegt auf Spielern aus der Liga, lediglich Bremen schaut aktuell recht öffentlich über den Tellerrand und macht sich an der Bank des AC Milan zu schaffen. Ausnahmweise wird es auch interessant, wie die Hertha aus Berlin ihre Auslage in der kommenden Saison bestückt. Ottl und Kraft von den Bayern, Kruse von Pauli, Ben Hatira und Torun aus Hamburg, die Liste enthält sehr interessante Namen und wir finden keinen Brasilianer, das ist für die Berliner ein ganz neuer Kurs. Michael Preetz scheint sich langsam von den Strategien seines Ziehvaters Dieter Hoeneß loszusagen. Ein besseres Argument dafür als das Intermezzo Hoeneß' in Wolfsburg konnte Preetz aber auch nicht geliefert werden.

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