Montag, 19. März 2012

Aus alter Dame und weisem älteren Herrn werden Oma und Opa

Auf die Gefahr hin, dass es ein bisschen viel Hertha-Inhalt in diesem Blog gibt, muss ich mich doch noch einmal der Situation in der Hauptstadt widmen. Die Berliner trudeln schon das zweite Mal in zwei Jahren in Richtung zweite Liga und alles, was der Außenstehende überhaupt beurteilen kann, deutet darauf hin, dass ein weiterer Ausflug ins Unterhaus nicht so glimpflich ablaufen wird wie der erste.

Die Gaudi, einmal durch die vermeintliche Provinz, die es in der zweiten Liga natürlich kaum noch gibt, zu reisen, konnte nach dem anfänglichen Schock doch einige Fans für eine Hau-Ruck-Wiederaufstiegs-Saison begeistern. Wo Begeisterung nicht aufkam, da gab es doch zumindest ein gewisses Interesse. Die Derbys gegen Union waren ein besonderes Schmankerl, auf dass sich Eiserne wie Herthaner gefreut haben.

Geht es zum Ende dieser Spielzeit wieder eine Etage tiefer, dürfte die Gemütslage eine andere sein. Aus dem Ausrutscher wird die Geburt einer Fahrstuhlmannschaft und nicht wenige fürchten, dass die finanziellen Zwänge den Fahrstuhl für ein paar Jahre im Keller festsetzen könnten. Alle schauen deshalb auf Otto Rehhagel. Den Retter. Nach dem 0:6 gegen die Bayern ist von diesem Image allerdings nicht mehr viel übrig.

Die etwas durch die Blume geäußerte Kritik von Christian Lell an den leitenden Verantwortlichen nehmen die Beobachter als Aufhänger für allgemeine Zweifel am System Rehhagel – wenn es sich denn überhaupt um ein System handelt und nicht nur um eine Aneinanderreihung von Goethe-Gassenhauern, Taktik-Weisheiten aus den 70ern und Verweisen auf eine herausragende Erfahrung.

Angeblich sind Ante Covic und Rene Tretschok schon längst nicht mehr mit ihrem Chef auf einer Linie, angeblich sind die jungen Spieler von Heinrich Heine genervt und angeblich hat Rehhagel gar kein richtiges taktisches oder personelles Konzept. Viel angeblich und viele Vorwürfe auf einmal und ein bisschen müssen sich die Analytiker mit messerscharfem Verstand, die jetzt aus der Ecke kommen, auch fragen, wo sie waren, als ganz Berlin – nein ganz Deutschland die Wiederkehr Rehhagels gefeiert hat (Diejenigen, die sich jetzt bei mir melden und sagen, sie hätten das damals schon gesagt, sind natürlich ausgenommen).

Die Zweifel gab es von Anfang an, aber sie wurden gegenüber diesem wandelnden Denkmal Rehhagel nicht geäußert. Das kam vor allem Michael Preetz entgegen, der eine Menge Schulterklopfer für seine Trainerwahl geerntet hat, nachdem ihm nach dem Skibbe-Debakel schon jegliche Fähigkeit, einen passenden Übungsleiter zu finden, abgesprochen worden war. Ein weiterer Wechsel ist ausgeschlossen und so ist der Manager jetzt auf Gedeih und Verderb dieser Ikone des Bremer und des griechischen Fußballs ausgeliefert.

Trotz aller Kritik am Trainer, Preetz ist so unten durch, dass der Kicker in seiner heutigen Printausgabe den Fokus auf die falsche Auswahl und nicht die überschaubaren Leistungen des Trainers legte. Die dünnhäutige Reaktion auf die Lell-Äußerungen ist ein weiterer Hinweis darauf, wie ernst die Lage intern genommen wird und dass es im Verein rumort. Und zu allem Überfluss halten sie ihre Krisensitzung auch noch ohne ihren Messias ab, der musste nämlich nebenan den Bundespräsidenten wählen. Das gibt viel Raum für Spekulationen und ist auch aus praktischen Erwägungen einfach eine unglückliche Geschichte.

Klappt es nicht mit dem Klassenerhalt, wird der Kader wohl auseinanderbrechen, junge Spieler werden kommen und der eigene Nachwuchs wird unter die Lupe genommen, ob es nicht den einen oder anderen brauchbaren Kicker gibt. Das hört sich gar nicht so schlecht an? Mag sein, aber die Bayern kommen dann erst einmal nicht mehr. Oh, stimmt, das hört sich auch gar nicht so schlecht an.

1 Kommentar:

Jan-Peter hat gesagt…

Das Grauen geht weiter nach einem reiesen Spiel in Leverkusen


http://www.nord-berliner.de/11495-hertha-bsc-zum-sieg-verdammt.html


Musste nun am letzten Wochenende ein Sieg her. Gegen den Tabellenletzten ja auch nicht unmöglich. Aber was machen die Männer von Hertha? Nix! Es spielte Not gegen Elend! Und die Not gewann. Da fragt man sich als Berliner was muss man noch über sich ergehen lassen in Sachen Fußball. Ich persönlich stand lange Zeit hinter Herrn Preetz, da ich mich dachte er muss die Scherben aufräumen die Herr Hoeneß hinterlassen hat. Jedoch stelle ich jetzt immer mehr fest, dass auch er keinen Plan hat! Man setzt nicht auf die Jugend! Man hat kein Geld für neue Spieler! Ich verstehe es nicht mehr.