Donnerstag, 29. März 2012

Begriffe des Fußballs: Feuerwehrmann

Wenn Vereine im Abstiegskampf nicht mehr weiter wissen, wenn die letzte Hoffnung schwindet und der Trainer dem Manager beim morgendlichen Kaffee durch seine Augenringe hindurch beichtet, dass er mit seinem Latein am Ende ist, dann greift der Chef zum Adressbuch und sucht nach einem Feuerwehrmann. Heutzutage greift er vielleicht zum Smartphone oder Tablet-PC, aber das kommt auf das Gleiche heraus.

Nach der Entlassung des treuen, sympathischen, aber völlig glücklosen Trainers wird meist nach jemandem gesucht, der mit Blaulicht vorgefahren kommt und die Leidenden aus der Notlage befreit. Dabei kommt seltener die kalte Dusche zum Einsatz, meist steht die entgegengesetzte Taktik im Portfolio der Retter. Sie bekämpfen in der Regel Feuer mit Feuer, und das an mehreren Fronten. Ihr Job ist es, das Lodern in den Spielern zurückzubringen, Brände bei der Presse und im Umfeld zu legen und irgendwann geht die ursprüngliche Feuersbrunst in all den neuen Flammen unter.

Klappt es nicht, dann ist der Verein abgestiegen, der herbeigeeilte Feuerwehrmann wird sich aber darauf berufen, dass er alles gegeben und ohnehin keine Chance mehr bestanden habe. Eines ist aber sicher: Der Feuerwehrmann, der in kürzester Zeit mit extremsten Methoden den ursprünglichen Brand löschen wird, steht nach der Saison, auch wenn sie auf Platz 15 endet, vor einem Haufen Asche. Es ist dem fußballerischen Brandmeister eigen, dass er wie sein Kollege im richtigen Leben in diesem Fall meist seinen Helm nimmt, in sein rotes Auto steigt und wieder geht.

Zurück bleibt eine emotional aufgepeitschte, aber auch völlig ausgeleerte Truppe, die dem Elend des Abstiegs entgangen ist aber keinen Plan hat, wie es weitergehen soll. Da selbst obskurste Funktionäre mittlerweile langfristig planen (oder es zumindest versuchen), stirbt der Feuerwehrmann alter Prägung vermutlich langsam aus. Bei Hertha BSC ist er noch zu bestaunen, Borussia Mönchengladbach hat im vergangenen Jahr aber neue Maßstäbe gesetzt. Mit Lucien Favre kam ein Trainer, der die Feuer-gegen-Feuer-Methode ablehnte, im Gegenteil den Brand erst einmal löschte und sich dann an den Wiederaufbau machte. Kaiserslautern ist eher diesem Beispiel gefolgt, nur findet Krassimir Balakow noch nirgends einen Hydranten und steht mit seinem Schlauch einigermaßen verstört vor den schwelenden Ruinen der Pfalz.

Köln und Hamburg sind noch nicht so weit, sie sitzen aber mittlerweile in einer Rauchentwicklung, bei der der vorsichtige Bürger längst Hilfe geholt hätte. Die beiden Traditionsvereine prägen einen weiteren neuen Stil. Sie haben eine Art Brandschutzbeauftragten und eine Sprinkleranlage. Brennt es, dann tun sie erst einmal gar nichts und hoffen, dass irgendwann die Sprinkleranlage angeht. Ohne jedes Hilfsmittel stemmt sich Augsburg gegen die Gefahr. Hier sucht man sich ein sicheres Plätzchen und hofft, dass das Feuer einfach wieder geht.

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