Samstag, 10. August 2013

Unrühmliches aus Düsseldorf: Fans pfeifen Levels nieder

So, jetzt ist es an der Zeit, dass ich etwas zur Fortuna aus Düsseldorf loswerden muss. Ich habe sie erstmal werkeln lassen, doch die Ereignisse beim Spiel gegen 1860 München geben dann doch zu denken. Sportlich ist das Geschehen schnell zusammengefasst. Bis auf entscheidende Klöpse steht man hinten solide, in der Offensive tut sich weiterhin – wie schon seit Weihnachten 2011 – nicht viel. Das Ergebnis sind knappe Niederlagen, die schon zum Abstieg aus der ersten Liga führten. Doch die sportliche Situation ist kaum besorgniserregend im Vergleich zu dem, was sich am Freitagabend um Tobias Levels abspielte.

Bevor ich der Heuchlerei verdächtigt werde, schenke ich lieber gleich reinen Wein ein. Ich war noch nie ein Fan von Tobias Levels. Als er aus Gladbach ausgeliehen wurde, setzte ich nicht zum Freudensprung an, und als er dann nach Ablauf der Leihfrist fest verpflichtet wurde, war ich sogar richtig sauer. Ich wollte nicht einsehen, dass die chronisch klamme Fortuna für einen fußballerisch schon recht limitierten Spieler auch noch bares Geld bezahlt.

Levels ist nicht besonders schnell, hat zwar ein ganz gutes Stellungsspiel, doch sein Zweikampfverhalten und seine Offensivversuche geben regelmäßig Rätsel auf. Aber er ist ein Arbeiter, er gibt alles, ich habe ihn noch nie lustlos über den Platz trotten sehen. Dass sich die Fortuna gerade keinen Dani Alves leisten kann, ist nicht die Schuld von Tobias Levels. Um so mehr ist es unverständlich und unter aller Kanone, dass er von den eigenen Fans im eigenen Stadion ausgepfiffen wird.

Sich einen Spieler herauszugreifen ist einfach und zeugt von einer gefährlichen Verschiebung der Ansprüche. Hat das eine und nicht sehr erfolgreiche Jahr in der ersten Liga uns Fans denn so verwöhnt, dass wir nun vergessen, wie der Verein es aus der vierten Liga ganz nach oben geschafft hat? Ich erinnere mich an die Saison 2010/11, Düsseldorf empfing am sechsten Spieltag zuhause den VfL Bochum und verlor das siebte Pflichtspiel der Saison. Nach dem Spiel wurde die Mannschaft dennoch von den anwesenden Düsseldorfern gefeiert und auch Fans des VfL gaben hinterher zu, dass das schon eine besondere Atmosphäre war.

Der Schulterschluss lieferte schon eine Woche später Zählbares, nämlich drei Punkte in Osnabrück. Das nach diesem Start beachtliche Saisonergebnis war der siebte Platz. Damals hat die Mannschaft die Kurve nicht gekriegt, weil ein erstligaverwöhntes Publikum einen oder zwei Sündenböcke niedergepfiffen hat. Damals saßen alle in einem Boot. Um erneut den Heiligenschein abzulegen, gebe ich gerne zu, dass auch ich schon Unflätiges auf's Spielfeld gebrüllt habe wenn Levels oder ein anderer Spieler krasse Fehler gemacht haben. Es geht auch gar nicht darum, dass schlechte Leistungen nicht kritisiert werden dürfen. Aber ein Pfeifkonzert ist eine öffentliche Demütigung, die man gegnerischen Spielern manchmal gönnt, die aber nie dem eigenen Verteidiger widerfahren sollte.

Wer meine sonst eher „analytischen“ Texte mag und jetzt etwas befremdet die ganzen „Ich's“ liest, dem sei gesagt, dass der Bundesligastart auch mir wieder reichlich Stoff für objektivere Texte liefern wird. Der nun etwas persönlichere Artikel sei entschuldigt. Aber auch wenn ich hier nicht unbedingt ein gutes Bild des Fußballers Tobias Levels gezeichnet habe, wünsche ich ihm dennoch, dass er ein ausreichend dickes Fell für den ganzen Wirbel hat.

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